Sonntag, 29. Juni 2014

Nackte Leute im Wald ???

29.6.2014
Nach der Nacht im Wald

So, nun ist das Seminar wieder zu Ende und meine Meister sind größtenteils wieder zuhause. Jana ist noch hier, denn wir machen morgen noch zusammen Buchhaltung. Wir beide sind jetzt ziemlich müde, aber es war auch ganz toll.
Gestern Abend fing es an zu regnen und es hörte die ganze Nacht über nicht mehr auf. Ich habe deswegen sehr schlecht geschlafen und mir ein wenig Sorgen gemacht, dass es meinen Leuten nicht gut geht, was wohl aber ganz unnötig war.

Nasser Kater nachts um 4 Uhr

ich bin in der Nacht immer wieder aufgewacht und war gleich hellwach. dann bin ich mental zu den einzelnen Leuten hingereist, um zu sehen, wie es ihnen gerade ging. Teilweise fühlte ich großen schmerz und tiefe Prozesse. Aber das ist ja der Sinn der Übung: Das Leid zu prozessieren und zu erlösen. Nachts um 4 Uhr jaulte Willy unter meinem Fenster laut herum - und es regnete in Strömen. Ich stand auf und ging nach unten, um den Kater einzulassen. Nicht dass das nötig gewesen wäre, er hat seine eigenen Eingänge, aber ich war sowieso knallwach. Willy fand es aber ganz toll, dass ich gekommen war und schnurrte ekstatisch und ließ sich von mir eine Päckchen Katzenfutter auftischen. Er war so nass wie es nur sein konnte. Sein dunkles Oberfell hatte sich zu kleinen Strähnchen zusammengekrümelt und das weiß-graue Unterfell war sichtbar. Ich schnappte mir ein Küchenhandtuch und rubbelte ihn ein wenig ab, während er vom Essen abgelenkt war, aber es brachte nicht wirklich was. Und es war ja so klar, dass er gleich in mein Bett hüpfen würde. Ich ging dann wieder nach oben ins Bett und ließ ihn zu Ende essen. Kurze zeit später kam er, begeistert schnurrend - und sprang mit einem Satz in mein Bett und gleich oben auf mich drauf. ich finde es immer so niedlich, wenn er so begeistert ist. Dem kann ich nicht widerstehen.


Auf dem Bild sieht man, wie er sich im hohen Schnee einen Weg bahnt.

Früh aufstehen

Am Morgen klingelte der Wecker dann um halb 7 Uhr. ich stand sofort auf, weil ich gar nicht mehr schlafen konnte. Willy lag noch bei mir, aber er erhob sich dann ebenfalls.
Ich hatte eigentlich geplant, erst mal in ruhe Kaffee zu trinken, aber ich fand keinerlei Ruhe, deshalb fing ich gleich an. Es regnete immer noch. Ich kochte Kaffee und Eier und deckte den Tisch, während die Kaffeemaschine das eine und der Kochtopf das andere besorgte. Ich hatte allerlei verschiedene Aufschnitte eingekauft, Käsesorten, Wurstsorten, süßes Frühstück. Außerdem machte ich noch Käsespießchen mit Oliven, eine Bohnensuppe und Aufbackbrötchen. Und es regnete immer noch. Kurz bevor ich fertig war, bestellte ich ein Großraumtaxi. Bis es kam, hatte ich alles auf dem Tisch und der Herd war wieder aus. Ich kann ja nicht das Haus verlassen, wenn noch Brötchen im Ofen sind oder so.

Taxifahrer sehr nett und interessiert.

eigentlich war ja der Plan, dass ich mit dem Dreirad in den Wald geradelt kommen sollte und zwar mit dem Anhänger dran. Aber es regnete die ganze Zeit und ich hätte mit dem Anhänger sowieso nicht alles Gepäck transportieren können. Übrigens, das hier ist mein Elektrodreirad im Wald:


Der Taxifahrer war sehr interessiert. ich erzählte ihm, das die Leute, die wir abholen zum Meditieren im Wald waren. Er fand das toll und er erzählte mir seinerseits, das er sich sehr wünschte, auch einmal Zeit für so etwas zu haben. Sein Traum war es, einmal zwei oder drei Wochen in einem Kloster zu verbringen. Wie es sich herausstellte, war er befreundet mit einer Schülerin der Akademie. er schickte ihr gleich mal eine SMS, um ihr zu erzählen, wo er gerade war und wen er transportierte. Sie ließ und grüßen. Ich läutete meine Glocke vom Auto Fenster aus und erhielt ausgesprochen wenig Resonanz. Zuerst dachte ich schon, keiner hätte mich gehört, aber da kam Heinrich an und fragte erstaunt, ob ich sie schon abholen käme. Obwohl er das ja nicht sollte, hatte er auf die Uhr an seinem Handy geschaut. Er ging dann noch einmal zurück, um seine Sachen zu packen. Es stellte sich heraus, dass alle Teilnehmer so guter Dinge waren und so happy, wie es nur sein konnte. Sie früher abzuholen war gar nicht erforderlich gewesen. ich war kurz nach 9 Uhr gekommen, statt wie verabredet um 11 Uhr. Na gut, das merke ich mir für weitere Seminare.

Keiner hat uns gehört

Die anderen waren alle auf Abwegen. Sie durften ja herumlaufen. das hatte ich ausdrücklich gesagt. Jana traf aber Heinrich bei ihrem Spaziergang und er teilte ihr mit, dass das Taxi, welches am Waldrand stand, mich enthielt. sie hatte ihre Sachen am schnellsten gepackt und verstaute alles im Laderaum des großen Taxis. Nadine kam auch irgendwann zu uns und den Niels musste ich noch einmal gesondert rufen, Ich verließ das Taxi und ging in Richtung seines Versteckes. Insgesamt standen wir eine halbe Stunde auf dem Waldweg und warteten und unterhielten uns. Der Fahrer wurde immer fröhlicher und erzählte mir einen Witz. Ich lachte auch darüber, aber eigentlich war es einer von den Witzen, die ich selber immer erzähle. Rotkäppchen und der Wolf.

Tolle Unterstände.

Die Teilnehmer hatten sich aus der Plane und dem band tolle Unterstände gebaut, die jetzt natürlich erst noch abgebaut werden mussten. Ich habe inzwischen die Erlaubnis, die Bilder hier zu zeigen, also hier die Unterstände im Wald bei strömendem Regen:

 

 

 

 

 

 


 




 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 



Jeder hatte sich eine andere Technik einfallen lassen. Das letzte finde ich am coolsten. Sich einen Unterstand selber zu bauen, ist viel spannender als einfach ein Zelt mitzubringen. Jana hat sich in eine Stock ein Gesicht geschnitzt, ein Prozessmännchen sozusagen. Hier ist es.




Und Heinrich hat sich eine Rassel gebaut. Hier ist sie:



Die ist doch echt klasse, oder? Sie rasselt aber nicht so laut, sondern raschelt eher. Darum haben wir gesagt, er hätte sich eine Raschel gebaut. Man beachte die Spitze oben. die Raschel ist auch geeignet, sich damit gegen Gefahren zu verteidigen, eine Kampfraschel sozusagen.
Hier ist noch ein schönes Bild von Jana mit der Kampfrasche in der Hand:

 
Beim gemeinsamen Brunch hörte ich mir die Prozessberichte der Teilnehmer an und sie haben sich alle dermaßen ins Zeug gelegt, dass ich unglaublich stolz auf sie bin.
Jana hat sich im Wald nackt ausgezogen und in der Schwärze der Nacht bibbernd im Regen gestanden um ihr Gefühl von Leid fühlen zu können. Das mag vielleicht einige verwundern, aber der Grundgedanke, der sich auch als sehr effektiv erwiesen hat ist dieser: Wenn du zulassen kannst, dass du dein Gefühl wirklich spürst (und wenn du schon viel Erfahrung mitbringst oder eine mehrjährige Schamanenausbildung wie diese Meisterschüler) dann kannst du durch den Tunnel des Leids hindurch gehen, das Leid transzendieren. Hinter jedem Leid verbirgt sich eine stärkende und erlösende Wahrheit, eine Kraft, die dich nicht nur weiterbringen, sondern weiter katapultieren kann. Ich sage hier aber nicht, dass nun gleich jeder ab in den Wald laufen und nackt im Regen stehen soll. Dies hier war eine Meisterübung. Das wollen wir nicht aus den Augen verlieren.
 
Nicht jeder zugelassen
 
Zu diesem Seminar ist nicht jeder zugelassen. Für eine lange Zeit benötigen auch die Schamanenschüler viel mehr Betreuung, Unterstützung, Trost und Hilfe. Aber diese vier sind schon lange dabei, sind sogar schon mehrere Jahre in der Meistergruppe, kennen alle schamanischen Prozessmethoden und sind längst selbstverantwortliche Menschen, die nicht mehr in ihr Leid hineinfallen, sondern es bewusst erleben können. Das machte es ja auch gerade für mich so spannend. So ein Seminar auf so einer hohen Bewusstseinsebene hatten wir noch nie. Wahrscheinlich habe ich mir deswegen die unnötigen Sorgen gemacht. Ich habe auch noch keine Erfahrung mit so weit entwickelten Seminarteilnehmern. Wie ich vernahm, haben sich fast alle nackt ausgezogen, um sich den Elementen auszusetzen. Das ist vermutlich eine echt coole Erfahrung. Es hat noch viel mehr intensive emotionale Prozesse  gegeben und sie haben alle ihre Katharsis erlebt. Ich glaube, dieses Seminar hat jeden der vier ein großes Stück weitergebracht.
 
Kreative Einfälle
 
Anscheinend hart auch jeder von ihnen mindestens einen Vers oder ein Lied gedichtet. ich habe sie mir beim Frühstück angehört. Das von Heinrich war so toll, dass wir es sicher in der Akademie verwenden werden. Es ist ein Männer-Kraft-Lied. Jana hat so einen süßen kleinen Minikorb aus Zweigen geflochten und Himbeeren gesammelt.
 
 
Keiner von ihnen ist nass geworden oder hat unter dem Regen gelitten. Ihre Unterstände mit der Plane haben es voll gebracht.

 
Das hier hat Heinrich entdeckt: Ein Nest voller toter Eichenprozessionsspinner. Das war in der Nähe seines Platzes. Er hat in der Nacht zwei Frauen im Wald getroffen, die Gott weiß warum dort herumliefen. sie haben so was wie Huch und Kicher Kicher gemacht, als sie ihn sahen. bestimmt hatten sie gewitzelt, dass sie einen Frauen Vergewaltiger im Wald treffen werden, und schon steht der Heinrich da. Er hatte noch ein Erlebnis. Er war gerade auf dem Hügel, der direkt hinter seinem versteck war und hatte auch sein Messer in der Hand, als er eine Frau erblickte, die Anstalten machte, den Hügel zu erklimmen. Als sie ihn sah, zog sie sich eilig zurück. Die Arme! Wie muss das für sie gewesen sein? Mitten im Wald steht da auf einmal ein Mann mit einem Messer. sie kennt Heinrich ja nicht und kann daher nicht wissen, wie freundlich er ist und dass er da deine Übung macht.

Nochmal die Nottröte

Jana hat in der Nacht ein Geräusch gehört, dass sich anhörte wie die Nottröte. Es war aber offenbar ein Vogel, der dasselbe Geräusch macht. Also eine Nachtigall kann das aber nicht gewesen sein. Es war vom Baummarder die Rede, wobei ich eigentlich nicht weiß, was das ist. Sie hupte daraufhin auf ihrer Tröte, weil sie dachte, jemand ist in Gefahr. Nadine hörte es und setzte sich in Bewegung. Es war dann aber doch gar nichts. die Männer hatte die Tröten gar nicht vernommen. Die haben wohl geschlafen. Hier noch ein Bild von Jana auf ihrer Prozess Terasse in Prozess Laune


Aber inzwischen ist sie bereits wieder in dieser Laune:



Die Jana, die wirft so schnell nichts um. Das finde ich klasse. Nadine mochte die Bilder von sich nicht, was ich schade finde, denn ich finde die Bilder richtig schön. aber wir sind ja Frauen, da kennen wir das natürlich. Ich habe lange gebraucht, bis es mir egal war, wie die Bilder von mir aussehen und jetzt poste ich mit besonderem Spaß immer Bilder von mir, auf denen ich irgendwie seltsam rüberkomme. Hier mal so eines:


Da trete ich gerade auf und singe das Lied "Give me summer" mit Manfred zusammen. ich finde aber, dem Manfred steht der Blumenkranz, mir eher nicht. Na dann mal Schluss für heute. Jana und ich schauen und jetzt noch einen Film an.



Hier könnt ihr euch das Lied mal anhören. Der Text ist von mir, die Melodie von Manfred, die Gitarre natürlich auch.






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