Donnerstag, 24. Juli 2014

Und mögen auch Geister tanzen im Mais

24.7.2014 zweiter Ansatz

Tja, also ich war auf Edudip in meinem Webinar, aber da war keiner. Ich hab dann ne Weile das Video von unserem Aussegnungsritual geschaut, welches wir kürzlich hatten und nach 10 Minuten bin ich gegangen. Wahrscheinlich regnet es bei den anderen nicht und sie sitzen in der Sonne oder am See. Also, wo war ich stehen geblieben? Wir verfrachteten Das Nougatzeug in den Kühlschrank, weil es wegzulaufen drohte. Heinrich legte sich dann zu einem Mittagsschläfchen hin und Nadine und ich klönten miteinander. Wir beide haben eine tolle Art, zusammen zu klönen. Mal sind wir ganz ernst und dann auf einmal wieder ganz lustig und albern. Das Bächlein unseres Gesprächsverlaufes plätschert in einem eigenen Rhythmus mal schneller mal langsamer dahin. Das macht Spaß und fühlt sich sehr natürlich an.

Kim, du bist zu lustig!
Sagte Nadine mir. Offenbar hatten das Leute von mir gesagt. Durch die Mithilfe bei der Organisation von Wagen und Winnen treffe ich ja viele Leute und viele Leute lernen mich kennen. Anscheinend bringen einige es nicht zusammen, dass ich die weise Frau sein soll. Sicher haben sie eine ganz andere Vorstellung. Vielleicht sollte ich viel ernster daherkommen. Das inspirierte mich sehr, noch viel mehr herumzublödeln.  Im Fernsehen werden weise Menschen oft so dargestellt, als würden sie ununterbrochen weise Sprüche und Aphorismen von sich geben. Ich habe mal einen kleinen Film gesehen, da haben zwei Leute einen Weisen auf der Autobahn getroffen. Das Ehepaar war heftig am Streiten und sich gegenseitig üble Vorwürfe machen. Und auf einmal platzte ein Reifen. Als sie sich die Bescherung ansahen, tauchte ein seltsamer, ernster (in Aphorismen redender) Mann auf, der ihnen freundlich halb, den Reifen zu wechseln. Dabei haute er die ganze Zeit so Sprüche raus wie: "Oft ist der Umweg eine Abkürzung ins Glück", "Innezuhalten ist oft fruchtbarer als ins Ziel zu gelangen" und so Sachen halt.

Weisheit in Sprüche gießen
Darüber kann ich mich gewaltig amüsieren und ich fang dann auch gleich an, ein paar solcher Aphorismen zu erfinden: "Die erleuchtete Seele, vermag heiter zu sein", "Heiterkeit ist ein Zeichen von Reinheit", "Oft berührt ein heiteres Wort das Herz tiefer als tausend gute Worte" (Hi hi). Und dann konnte ich gar nicht mehr damit aufhören. Als ich schließlich ging, um mich (viel zu spät) zu meinem Ohrenarzt zu begeben, legte ich ihr noch die Weisheit ans Herz "Der Freund, der zur rechten Zeit geht, bleibt ein Freund". "Nicht war wir in der Börse mit uns tragen, sondern im Herzen macht uns reich", "Im Regen zu singen ist schöner als in der Sonne zu weinen", "Die langsame Fahrt in Freude erleuchtet die Seele mehr als die schnelle Fahrt ans Ziel", "Von einem geliebten Tier begrüßt zu werden erwärmt das Herz mehr als das Haus aus Marmor und Gold", "Eine Freude, die du deiner Katze machst, ist eine Freude, die du dir selbst bereitest", "Es ist dankbarer eine Katze zu lieben als einen Jaguar zu fahren". Hilfe haltet mich auf, sonst kann ich nicht mehr aufhören.
"Wenn Freude und Inspiration vorhanden sind, beginnt die Kreativität zu fließen"
"Es mach Nacht sein, doch dunkel ist es nicht in meinem Herzen"
"Lasse deine Liebe zu den Menschen fließen, wie der Regen die Erde fällt"
brrrrrrrremmmmms kwiiiiiitsch!
Nun ist es aber Schluss damit.
"Nicht innehalten kann das vor Freude überfließende Herz"
Aus! Platz! Sitz!
Puh.
Na gut, wo war ich stehen geblieben? Ach richtig "Das reine Herz spricht zu allen Zeiten W....."
Schluss!

Also ich bin dann zu meinem Doc gefahren. Im Wartezimmer war ein kleiner Junge, der musste Augentropfen bekommen und fand das ganz fürchterlich. Mein Doc hat nämlich eine Gemeinschaftspraxis mit seiner Frau, einer Augenärztin. Der Kleine kniff die Augen zu, weinte und bettelte, dass er die Augentropfen nicht bekommen wollte. Seine Eltern versuchten ihn wirklich liebevoll zu trösten. ich fand zwar. dass es nicht korrekt von ihnen war dauernd zu sagen "Das ist doch gar nicht schlimm", aber sie meinten es nicht böse. ich finde das nicht so korrekt, weil es ja der Wahrnehmung des Kindes widerspricht. Er merkt ja, dass es für ihn schlimm ist. Was soll der Junge davon halten, dass seine Eltern ihm da einfach eine Unwahrheit verkaufen wollen? Aber er nahm es nicht übel. Nachdem er endlich seine Tropfen bekommen hatte, warf er sich der Mutter in den Arm und ließ sich ausführlich trösten.

Es gibt da einen Trick
Ich fand, ich sollte es ihnen nicht vorenthalten, dass es da einen Trick gibt. Das ist ähnlich wie beim Einsetzen von Kontaktlinsen. Das ist zuerst auch unfassbar schwer. Man sieht die Linse auf sich zukommen, sie wird größer und größer und Schwupps, macht man die Augen zu. Der Trick ist, mit dem anderen Auge zu blicken. Also, wenn du die Linse in das recht Auge einsetzen willst, dann musst du mit dem linken Auge gucken und umgekehrt. Dann geht es sogar ganz leicht. Ich habe das den Eltern gesagt, aber sie schauten mich an, als sei ich nicht ganz dicht, nicht unfreundlich, eher wie man eine arme Irre mitleidig anschaut. Wahrscheinlich konnten sie sich gar nicht vorstellen, dass ihr Sohn dazu fähig wäre.
Ich denke aber, das wäre ganz leicht. Man muss ihn nur ablenken, mit der Hand irgendwelchen Fetz vor dem Auge machen, mit dem er gerade schauen soll. Dann konzentriert er sich einen Moment lang darauf und schon ist der Tropfen im anderen Auge gelandet.  

Unberufen
Ich fühlte mich aber nicht berufen, das auch noch zu erklären. Es ist ihr Leben und ihre Aufgabe. Ich bin dem Impuls gefolgt und das muss reichen. Als ich dann dran war, dauerte es etwa eine Minute. Länger braucht mein Doc nicht. Mit dem Ohrenstaubsauer macht er die Ohren blitzschnell sauber. Guten Tag und Tschüss und draußen war ich wieder. Na von mir aus, soll sein.
Dann bin ich nach Hause gefahren und hatte diesen Anfall von Lebensglück, der immer noch anhält. Das Bürofenster ist offen und ich höre den Regen auf das Maisfeld rauschen, das direkt neben meinem Haus ist. Das ist schön, unheimlich schön. Mal sehen, ob ich ein Bild vom Maisfeld habe:




Sieht das nicht wunderschön aus?  Da geht die Sonne hinter dem Mais unter. Der schiefe Baum im unteren Bild, steht noch auf meinem Grundstück. Es ist ein Holunderbaum. Das Feld ist dann schon das Nachbargrundstück. Letztes Jahr stand dort Getreide. Das ist auch immer sehr schön, wenn der wind über die Kornähren streift und Wellen darin macht wie in Wasser. Es gibt einen sehr schönen Film, in dem ein Maisfeld quasi der Durchgang in eine Anderswelt war. Der Film heißt "Feld der Träume". Es geht darin um einen Maisbauern, der in seinem Maisfeld eine Stimme hört, die ihm sagt: "Wenn du es baust, wird er kommen". Kevin Kostner ist der Bauer. gegen den widerstand vieler anderer Bauern, pflügt er einen Teil des Maises weg und baut darauf ein Baseballfeld.
Und dann beginnen berühmte, aber bereits verstorbene Baseballspieler aus dem Maisfeld zu kommen, um auf dem Feld zu spielen. Es ist ein sehr schöner Film, mit vielen spannenden und schönen Wendungen. Am Ende stellt sich heraus, dass es die ganze Zeit um die Versöhnung mit dem Vater ging.

Schöne Szenen
Da sind sehr schöne Szenen in dem Film. In einer Szene sitzt der Bauer mit seiner Frau und seinem Kind auf der Tribüne und schaut dem Spiel der verstobenen, berühmten Spieler zu, als seine Restfamilie erscheint und furchtbar herummeckert. Sie wollen ihm zu seinem Glück verhelfen und ihm sein Land wegnehmen, denn sie halten ihn für verrückt. Sie können nämlich die Geister nicht sehen. Die Geister spielen hinter ihnen, aber sie drehen sich nie um. Dann geschieht ein kleines Unglück. Das kleine Mädchen fällt von der Tribüne und verschluckt sich an einem stück Apfel. Einer der Spieler, der einzige, der noch gar nicht verstorben ist, war früher Arzt. Auch er ist so etwas ähnliches wie ein geist, denn er spielt hier als junger Mann auf dem Feld, während er in Wirklichkeit schon uralt ist. Als das Kind sich nicht bewegt, kommt er aus dem Spielfeld heraus, um sich zu kümmern. Es stellt sich dann heraus, dass gar nicht Schlimmes mit ihr ist. Aber die Verwandten bemerken jetzt zum ersten mal die Geisterspieler. Verblüfft fragen sie sich: Wo kommen denn diese Spieler her? Und damit nimmt die Geschichte eine Wende. Übrigens, für interessierte Filmgucker: Achtet mal auf die Rolle, die das Mädchen im Film inne hat: Sie ist immer die erste, immer die Botin der neuen Ereignisse. Das bemerkt man gar nicht, wenn man nicht darauf achtet.

Noch keine Geister in meinem Mais
Also hier bei mir sind bisher noch keine Geister dem Mais entsteigen, jedenfalls nicht, soweit ich das bemerkt hätte. Man kann ja nie wissen. Vielleicht tummeln sich des Nachts die Geister großer verstorbener weiser Frauen in meinem Garten und ich kriege das gar nicht mit, weil ich schlafe. Na, wenn das so ist, dann herzlich willkommen in meinem Garten.
Ach übrigens, dem Willy hatte ich eine neue Art von Brekkis mitgebracht, die es bei Aldi gab. Sie sahen irgendwie besonders aus. Er war entzückt, als ich sie ihm vorhin kredenzte. Das allerdings bedeutet gar nichts. Ich kenne meinen kleinen Racker. heute ist er noch begeistert und morgen verschmäht er das Zeug schon wieder. Kein großer Esser, der Willy.
Noch einen Aphorismus zum Abschluss, mal sehen, was kann ich hier rasch noch mal Weises sagen?
"Es mögen wohl Geister tanzen im Mais,
doch hab ich dafür noch keinen Beweis.
Der Willy streicht ums Bein mir leis,
Miau: Gib mir Sheba, Pute mit Reis"

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