Dienstag, 3. Juni 2014

Das Lied der weisen Frauen


3. Juni 2013 Vortrag Uelzen

Heute sind drei Anmeldungen für meinen Vortrag am Donnerstag in Uelzen eingegangen. Das ist erst mal nicht viel, aber ein Anfang. Ich hätte es ganz gern, dass der Vortrag stattfindet, denn ich bin im Anschluss auch noch mit Gitta dort verabredet. Und Grüni hat auch Zeit mich zu fahren. So oft schon sind meine Vorträge daran gescheitert, dass ich keinen Fahrer gefunden habe. Es wäre doch echt ein schlechter Witz, wenn diesmal alles andere klappt und dann kommen nicht genügend Teilnehmer. Allerdings ist heute ja auch erst Dienstag. Wenn es heute in der Zeitung stand, dann  werden sich wahrscheinlich heute Abend und Morgen noch mehr Leute anmelden. Mitunter war es in Uelzen rappelvoll.

Wieder in Salzwedel

Heute war ich wieder in Salzwedel. Ich wollte eigentlich nur ganz kurz in die Stadt fahren, um die paar Sachen einzukaufen, die ich Montag nicht habe transportieren können. Ich habe ja nur mein Elektrodreirad und das hat nur eine kleine gelbe Kiste als Stauraum. Übrigens, hier ist mein Dreirad mit mir drauf:

 
Aber dann kam es anders. Da ich morgen Abend schon wieder bei Nadine und Heinrich zur Wagen und Winnen Org. Besprechung im art-Ort bin und gestern ja auch mit ihnen Kaffee getrunken habe, wollte ich dort heute eigentlich nicht vorbeifahren. Aber auf dem Weg nach Salzwedel musste ich irgendwann so dringend auf Klo. Ich überlegte, wo denn die nächstgelegenen öffentlichen Klos sind, und alles wären ein Umweg gewesen. Ich hätte nach oben fahren können zur Altmark Passage, aber da wollte ich ja gar nicht hin und ich hätte zum Hagebau oder Kaufland fahren können, aber da wollte ich ja auch nicht hin. Es wäre Quatsch gewesen, so einen Umweg von ca. 3 bis 5 Kilometern zu machen, statt einfach im art-Ort reinzuschneien. Also schneite ich. Ich trug die Absicht in mir, gleich weiterzufahren und sagte auch, ich sei nur auf der Durchreise.
 
Nur auf der Durchreise
 
Aber dann erzählte Nadine, dass sie etwas zu feiern habe. Sie hatte am Morgen den Vertrag unterschrieben, mit dem das Haus, welches sie bewohnen,  nun offiziell ihr gehörte. Zuvor gehörte das Haus ihr und ihrem Ex-Mann zusammen, was viel Ärger hervor brachte. Es war ein mehrjähriges Projekt von ihr, alle Dinge so zu bewegen, dass das Haus umgeschrieben werden konnte. Das war nun heute so geschehen und natürlich wollte sie das ein wenig feiern. Daraufhin warf ich meine Pläne und Absichten über Bord und ging mit Nadine und Heinrich essen. Wir gingen ins Da Gaetano. Ich war dort noch nie zuvor, obwohl ich ja nun schon 14 Jahre in ASW wohne. Aber irgendwie hatte es sich nie ergeben, dass ich mal dort hingekommen wäre. Das ist ein Verlust! Das Gaetano hat mir nämlich sehr gut gefallen. Es ist ein richtiges italienisches Restaurant mit echtem italienischem Flair und Kellnern, die auch wirklich Italiener sind und so sprechen.
 
Nie authentisch
Bei uns in Salzwedel ist es nämlich so, dass die meisten Restaurantbesitzer sich das einfach gar nicht trauen. Bei uns gibt es China Restaurants, in denen man Eisbein mit Sauerkraut kriegt und Griechen, bei denen es Bratwurst mit Pommes gibt, Indische Restaurants, in denen man dann die Peking Ente bekommt. Ich will das gar nicht verurteilen. Hier bei uns ist die wirtschaftliche Situation wirklich echt mies. Da müssen alle Restaurants halt sehen, wo sie bleiben und sie bieten an, was sich auch verkauft - oder vielleicht ja auch nur das, wovon sie denken, es würde sich verkaufen. Nur dass es dann natürlich überraschend ist, wenn man plötzlich auf ein ganz echtes italienisches Restaurant stößt. War gut! Das Essen auch. Und es hat Spaß gemacht, vom Kellner als Signora Bellissima angesprochen zu werden. Hi hi.
 
Eher trübe Stimmung
 
Irgendwie war die Stimmung aber nicht so gut. Unsere, meine ich. Wir waren jetzt nicht direkt schlecht gelaunt, aber auch nicht fröhlich und heiter. Woran es lag, konnte ich nicht ausmachen. Anschließend brachten mich die beiden wieder in den art-Ort zurück, wo ich mein Elektrodreirad stehen gelassen hatte. Ich wollte eigentlich losfahren, aber Nadine fragte, ob ich denn noch einen Kaffee wollte. Ich sagte zu und wir tranken noch Kaffee. Eine Kundin kam herein und sie hatte einen vierjährigen Jungen bei sich, der - wie ich - eine coole Sonnenbrille hatte. Der Junge war echt süß. Ich alberte eine Weile mit ihm herum, während seine Mutter mit Heinrich redete, ich versuchte ihm beizubringen, wie man auch cool redet. "High Fremder" sagte ich mit meiner Arnold Schwarzenegger Stimme. Der Kleine sprach es mir nach. Auf einmal merkten wir, dass die Mutter uns zugehört hatte. Alle lachten. Das brachte die Stimmung langsam wieder hoch. Kinder sind kleine Wunder, nicht wahr?
 
Nun aber los!
 
Und gerade als Nadine und ich die Energie wieder oben hatten und angeregt klönten, da erinnerte Heinrich sie daran, dass sie ja nun los mussten. Tja, dumm gelaufen. Aber auch nicht so schlimm. Die beiden sind dann ins Wendland zur kulturellen Landpartie gefahren. Für sie, als Hauptorganisatoren von Wagen und Winnen, war das eine Dienstfahrt, bzw. ein absolutes Muss. Ich düste in Richtung Breite Straße. Früher gab es da mal vier unterschiedliche Hong Kong Shops, weswegen Heinrich den Bereich China Town getauft hat. Da wollte ich hin, in das China Town Salzwedels, dass inzwischen aber nur noch aus zwei Hong Kong Shops besteht.  Ich wollte mir eine weiße Bluse kaufen oder vielleicht auch eine graue.
 
Luftelement im Juli
 
Im Juli tagt ja wieder die Akademie und diesmal ist das Treffen dem Element Luft gewidmet. Das bedeutet, wir alle tragen dann Weiß oder Grau. Ich trage sehr oft Grau. Grau ist die Farbe der Weisheit und ich kann mich sehr gut damit identifizieren. Trotzdem habe ich keine graue Bluse und eine weiße schon gar nicht. Das ist wirklich keine Farbe für einen Hof, wie den meinen. Selbst meine beige Bluse schafft ja nie mehr als einen halben Tag, bevor sie wieder Flecken hat. Ich hatte einen graue Tunika, die verschwunden ist. Ich habe sie überall gesucht, aber sie ist weg. Das ist so schade, denn ich habe sie über mehrere Jahre hinweg oft getragen. Ob die wohl auch irgendwann wieder auftaucht, einfach so, wie kürzlich die blaue Hose? Das wäre schön. Na jedenfalls habe ich mich in dem Laden gut umgetan und auch einige passende Blusen gesehen, aber nichts, was mir so richtig gut gefiel. Die Verkäuferinnen meinten, in zwei Wochen käme wieder neue Ware. Ich hab ja noch Zeit. Ich versuche es dann noch einmal. Ist im Grunde auch besser so, denn ich bin finanziell zur Zeit echt klamm.
Allerdings sind die Blusen in China Town auch nicht teuer. Alle drei Blusen, die mir heute einigermaßen gefallen hatten, kosteten je 9,90 €. Das ist ja nun wirklich nicht die Welt.
 
Wieder Müll gedumpt
 
Als ich mit meinem Fahrzeug schnittig auf mein Grundstück zurück radelte, sah ich, dass wieder Müll zwischen meine Tannen gedumpt worden war. Wirklich überrascht hat mich das nicht. Ich habe mich ja gestern mit dem Kind S überworfen. Da hatte ich mit einem Rückstoß gerechnet. Ich habe schon sehr häufig Müll und Sperrmüll auf meinem Grundstück gefunden und deshalb auch schon mehrfach Anzeige erstattet. Diesmal war es ein großer, blauer Müllsack mit Elektromüll. Da waren die Einzelteile eines kaputten Staubsaugers drin, eine PC Tastatur, eine TK Anlage von der Telekom, ein Nierengürtel für einen Motorradfahrer, völlig kaputt und noch Kleinkram. Und unten drin irgendwas Braunes, Matschiges, woran ich mir die Finger schmutzig machte. Nein, keine Kacke (hi hi). Es roch nicht danach. Es war nur Dreck. Der ganze Beutel roch intensiv nach Zigaretten, denn der Vater und die Mutter von S sind starke Raucher. Ich geh den Müll immer durch. Eines Tages finde ich einen Beweis. Aber nicht diesmal. Ich stopfte so viel davon in meine Mülltonne, wie ging und der Rest liegt jetzt erst mal daneben und wartet auf seine Chance, denselben Weg zu gehen. Was soll ich sonst damit machen? Klar, man kann Elektromüll kostenlos in Cheine abgeben, aber mit einem 15 km/h Elektrodreirad zieht sich die Fahrt ganz schön hin. Cheine ist nicht gerade hier um die Ecke.
 
Versuchung
 
Ich gebe zu, jedes Mal, wenn das wieder passiert, bin ich ehrlich in Versuchung, den Leuten den Müll nachts wieder auf ihr eigenes Grundstück zu pfeffern. Aber ich mache das nicht, weil das gar nichts bringt. Eine Nacht später wäre das doch alles wieder bei mir. Ich bin mir ganz sicher, dass es diese Leute sind, weil wir sonst  keine solchen Leute im Dorf haben, denen das zuzutrauen ist. Die Menschen hier im Dorf sind alle ganz normal, korrekt und nett. Wir haben Bauern, Handwerker und Bürofrauen, Jäger haben wir auch ganz viele. Aber solche Leute werfen ihren Nachbarn nicht heimlich den Müll in den Vorgarten. Ich habe ja auch mit niemandem Streit oder so. Ganz im Gegenteil. Ich vertrage mich sehr gut mit allen Nachbarn und das freut mich auch. Mir ist gute Nachbarschaft wichtig und den anderen hier auch. Die Polizei hat mich auch schon mal gefragt, warum ich denn xy in Verdacht habe. Und ich habe geantwortet, dass es doch eine ausgesprochen asoziale Tat ist, jemandem einen Müllbeutel mit Zigaretten und gebrauchten Damenbinden in den Vorgarten zu werfen. Ich könne mir das von den anderen einfach nicht vorstellen. Und XY sind ja auch die einzigen, die gerade sauer auf mich sind, weil ich gesagt habe ihr Kind klaut und lügt.
 
Kein Vertrauen
 
Eine Klientin hat doch tatsächlich zu mir gesagt, das zeige doch nur, dass ich kein Vertrauen habe. Ich solle das dem Kind nicht sagen, sondern ihr vertrauen, das würde sie als weise erachten. Manche Leute scheinen Weisheit mit Irrsinn zu verwechseln. Sie kann sich das Kind ja mal zu sich nach Hause einladen und ihr mal ne Runde vertrauen und bitte auch ihr Geld offen liegenlassen. Würde mich interessieren, wie viel Vertrauen sie noch hat, wenn hinterher gar nichts mehr in der Börse drin ist. Aber ich verstehe sie auch. Für sie fühlt sich das wie Wertung an. Die meisten Menschen schaffen es nicht, den Unterschied zwischen Wertung und Beobachtung richtig herauszuschälen. Ich habe S ja mal eine kleine Falle gestellt und sie ist hinein getappt. Damit war es ja bewiesen. Und nicht nur einmal. Und nun, da ich das weiß und auch sehen musste, dass sich da nichts ändert, muss ich Konsequenzen ziehen. Wenn jemand die Macke hat, anderen immer vor das Schienbein zu treten, dann sollte man seine Schienbeine aus dessen Reichweite bewegen. Das wäre weise.
 
Stiller Bergsee
 
Stelle dir einen stillen Bergsee vor, der daliegt wie ein Spiegel. Nun kommt eine holde Mail mit lieblichem Gesicht und blickt in den See. Da spiegelt der See auch ein liebliches Gesicht zurück. Und dann kommt jemand mit einer hassverzerrten Fratze und blickt in den See. Da spiegelt der See auch eine hassverzerrte Fratze zurück. Nun sagen die Pflanzen am Ufer zu dem See: "Ach, das kannst du doch nicht tun. Wie konntest du so ein böses Bild zeigen? Hättest du nicht deine Wasseroberfläche einfach ein wenig kräuseln können, damit das Bild verwischt?" Aber der See antwortet: "Ich habe das Bild nicht erschaffen. Ich habe es nur gespiegelt. Es liegt nicht in meiner Verantwortung. Ich habe auch nicht die Macht, das Herz jenes Menschen vom Hass zur Liebe zu bewegen. Ich kann nur spiegeln, was in mich hineinschaut." So, als Parabel ist es leicht zu verstehen, aber wenn es sich um wirkliche Menschen handelt, wird es komplizierter. Die Menschen verwechseln oft ihre eigenen Wertungen mit meinen.
 
Beschreibung und Wertung
 
Also, wenn ich zum Beispiel sage, Hans Otto ist 180 cm groß und ich bin 157 cm groß. Dann gehen die Leute noch mit. Aber wenn ich dann fortfahre und ich sage, Hans-Otto kann gut mit Computern umgehen und ich kann gut mit Menschen umgehen, dann ernte ich bereits die ersten Proteste. Das habe ich nicht erfunden. Das habe ich so erlebt. Die Leute sagen dann zu mir: "Das kannst du doch gar nicht wissen, vielleicht hat er nur seine ganz eigene Art, mit Menschen umzugehen, die du nicht verstehst...bla bla."
Was da passiert, ist folgendes: Die Menschen reagieren auf eine Wertung in ihnen selbst. Sie sind nämlich der Meinung, es sei besser, wenn jemand mit Menschen gut umgehen kann, als wenn jemand "nur" mit Computern umgehen kann. Da sie diese Wertung im Kopf haben, denken sie, ich hätte das auch so gemeint. Habe ich aber gar nicht. Für mich sind alle Qualitäten toll. Ich unterscheide nicht zwischen sagen wir mal göttlichen Qualitäten wie Heilen und weltlichen wie Tischlern. Wenn jemand die Qualität des Tischlerns besitzt und sie entfaltet und zur Vollendung bringt, dann ist sie göttlich, wie alle anderen entwickelten Qualitäten auch. Da muss man nicht werten und disqualifizieren. Das macht nur unglücklich. Keiner wurde vergessen, wir alle sind gesegnet. Wir können unsere Qualitäten annehmen und entfalten oder uns neidisch nach den Qualitäten der anderen umsehen. Und es werden mehr! Wenn man damit beginnt, seine Natur gegebenen Qualitäten zu entfalten, dann stellen sich dazu immer mehr und weitere Qualitäten ein. Und wenn jemand sich die Mühe nicht macht, passiert eben auch nichts weiter. Und auch das war keine Wertung, sondern nur eine Beschreibung. Na, ich hör mal für heute auf, hier so herum zu philosophieren. Und zur Erbauung noch ein Lied:
 
 
Das Lied der weisen Frauen, von mir gesungen - mit einigen Singfehlern vor lauter Aufregung - anno 2013 beim Halloween ritual in Trebel.
 
Und hier noch mal extra der Text
 
 
 
 
 
 
 

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